Standort Rathaus Charlottenburg, Otto-Suhr-Allee

Abgeblühte Rosenrabatten auf dem Mittelstreifen

 

 

 

Beate Rothensee
Rosen im Winter
Kunstprojekt vor dem Rathaus Charlottenburg
© VG BILD-KUNST 2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 




 

 

Rosen im Winter, 2010

Projekt in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt Charlottenburg- Wilmersdorf

Im Januar 2010 wurden Schilder mit Rosenzitaten aus aller Welt in die vorhandenen abgeblühten und kahlen Rosenbeete auf dem Mittelstreifen vor dem Rathaus Berlin-Charlottenburg gesetzt.
Anknüpfend an die Universalität der Schönheit der Rose wird ihre Abwesenheit im Winter vielsprachig durch anrührende oder auch nachdenklich stimmende Gedichte thematisiert.
Die Erinnerung an den letzten Sommer und die Gewissheit von dessen Wiederkehr wird beschworen und damit ein Stückchen Hoffnung in den Alltag gesetzt.

Rathaus Charlottenburg - Otto-Suhr-Allee 100

Die Otto-Suhr-Allee ist eine stadträumlich wichtige Magistrale, die den Ernst-Reuter-Platz mit dem Charlottenburger Schloss verbindet. Im mittleren Abschnitt befindet sich das Charlottenburger Rathaus. Das gründerzeitliche Gebäude mit seinem hohen Gestaltungsanspruch, das seine Entsprechung in den sorgfältig gegliederten und gestalteten Rosenrabatten des Mittelstreifens findet, gibt diesem Ort eine stadt-gestalterische Orientierung.
Neben dem prächtigen Rathaus findet sich jedoch nur wenig erhaltene historische Bausubstanz. Das Bild wird überwiegend durch die schlichte, funktionale Architektur der unmittelbaren Nachkriegsjahrzehnte geprägt. Kleine Wohnungen des sozialen Wohnungsbaus sind vorherrschend, beherbergen eine überwiegend bürgerliche und kleinbürgerliche Bevölkerung mit hohem Migrantenanteil.


                   


Brot und Rosen


Läden für den täglichen Bedarf, kleine Cafés und Restaurants, Arztpraxen sowie kleinere Bankfilialen prägen das Bild kommerzieller Nutzung.
In diesem Kiez wohnt und lebt man und das Bild in der Strasse wird durch ein geschäftiges Alltagstreiben bestimmt. Zum Wechseln der Straßenseiten nutzen die Fußgänger die vorgegebenen Wege zwischen den Rosenbeeten auf dem Mittelstreifen, die im Winterhalbjahr jedoch kahl und verlassen wirken.
In diese Rosenrabatten wurden im Winter 2010 gemäß der ethnischen Struktur des Stadtteils Schilder mit deutschen, türkischen, russischen, polnischen und englischen Rosen-gedichten aufgestellt. Bürger und Bürgerinnen treffen hier unverhofft auf ein poetisches Zitat in ihrer jeweiligen Muttersprache sowie auf fremdartige unverständliche Texte.
Die kleinen Tafeln repräsentieren auf diese Weise die Vielfältigkeit der Kulturen des Stadtteils sowie das gemeinsame Miteinander als Charlottenburger Bürger.
Das Projekt ist auch ein Angebot an hier lebende bildungsferne Schichten, durch kurze Augenblicke der Irritation und des freudigen Wiedererkennens eine kulturelle Anregung zu erfahren. Außerdem vermittelt die Auswahl türkischer, polnischer oder russischer Dichter
auch deren Wertschätzung in Deutschland, dem neuen Zuhause.
Die Tafeln erinnern daran, was hier blühte und wieder blühen wird, sie wecken Assoziationen von Schönheit und Ewigkeit und regen zum Nachdenken an.
Die Schilder greifen bewusst die Gestaltung üblicher Erläuterungstafeln botanischer Gärten auf. Auch sie erläutern, wenn auch auf einer anderen kulturellen Ebene und bringen ein wenig Zauber in die winterliche Tristesse als Reminiszenz an den Sommer.       

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